Ehrlichkeit

Ehrlichkeit

Ehrlich sein heißt, aufrichtig, offen, vertrauenswürdig und wahrheitsliebend zu sein. Ist jemand ehrlich, kann man sich darauf verlassen, daß er nicht lügt, betrügt oder stiehlt.
Wenn jemand nett und freundlich ist, bedeutet Ehrlichkeit, daß er aus dem Herzen nett und freundlich ist, aus reiner Freundschaft heraus und nicht aus irgendwelchen unersichtlichen Gründen. Ehrlichkeit bedeutet, daß man Vertrauen haben kann.
Ehrlichkeit hält sich an die Wahrheit, auch wenn diese unangenehme Folgen hat oder dabei jemand enttäuscht wird. Ehrlichkeit bedeutet, nicht zu übertreiben, nur um anzugeben, sondern bei der Wahrheit zu bleiben.
Wenn du ehrlich bist, machst du keine falschen Versprechungen. Du tust, was du sagst. Wort und Tat stimmen überein.

Was bedeutet Wahrhaftigkeit?
Wahrhaftigkeit bedeutet, daß Wort und Tat ehrlich sind. Wenn du die Wahrheit liebst, lügst du nicht, auch nicht, um dich oder andere zu schützen.
Durch Wahrhaftigkeit kannst du zwischen Wirklichkeit und Phantasie unterscheiden. Beide sind gut, man darf sie nur nicht vermischen, wenn man ehrlich sein will.

Wenn die Menschen nicht ehrlich sind, weiß man nicht, ob sie lügen oder die Wahrheit sagen. Man kann ihnen nicht vertrauen und weiß nicht, ob sie ein Märchen erzählen oder ob die Geschichte wahr ist. So entstehen Verwirrung und Uneinigkeit.
Menschen, die sich an die Wahrheit halten, kann man vertrauen. Sie sagen, was sie meinen, und sie meinen, was sie sagen. Durch Wahrhaftigkeit entstehen Bande der Liebe und des Vertrauens. Man weiß, woran man bei ehrlichen Menschen ist.
Wenn Menschen die Wahrheit selbständig suchen, lassen sie es nicht zu, daß andere ihnen ihre Gedanken aufzwingen. Sie bilden keine Vorurteile und ziehen auch keine ungerechten oder falschen Schlüsse. Sie sind gerecht und wahrheitsliebend.

Wahrhafigkeit ist die Grundlage aller menschlichen Tugenden.

Geschichten

 Der Junge, der "Wolf", rief
 
Es war einmal ein Hirtenjunge, der auf der Weide eine Schafherde hüten musste.
Eines Tages, fühlte er sich gelangweilt und beschloss, den Dorfbewohnern einen Streich zu spielen.
Er schrie:
"Hilfe! Ein Wolf! Ein Wolf! "

Die Dorfbewohner hörten seine Schreie, sie ließen alle ihre Werkzeuge liegen und eilten aus dem Dorf, um dem Hirtenjungen zu helfen. Als sie ihn erreichten, fragten sie:
"Wo ist der Wolf?"
 
Der Hirtenjunge lachte laut:
"Ha, ha, ha! Ich euch alle getäuscht!  Ich habe euch nur einen Streich gespielt "

Ein paar Tage später, da spielte der Hirtenjunge diesen Streich noch einmal.
Wieder rief er: "Hilfe! Hilfe! Wolf! Wolf!"
 
Wieder stürzten sich die Dorfbewohner auf den Hügel, um ihm zu helfen und wieder merkten sie, dass der Junge sie wieder angeschmiert hatte.
Sie waren sehr wütend auf ihn, weil er so frech war, und sie wegen nichts und wieder nichts ihre Arbeiten liegen lassen mussten.

Dann, einige Zeit später kam tatsächlich ein Wolf ins Feld.
Der Wolf ergriff ein Schaf, und dann noch eins und noch eins.
Der Hirtenjunge lief zum Dorf und schrie:
"Hilfe! Hilfe! Ein Wolf! Hilfe! Hilft jemand!!"

Die Dorfbewohner hörten seine Schreie, aber sie lachten, weil sie dachten, es sei ein weiterer Trick. Der Junge lief zum nächste Dorfbewohner und sagte:
"Ein Wolf greift die Schafe an. Ich gebe zu, dass ich damals aus Langeweile gelogen habe, aber dieses Mal ist es wahr! "

Schließlich gingen die Dorfbewohner um den Wolf zu suchen. Es war wahr.
Sie konnten sehen, wie der Wolf flüchtete, und viele tote Schafe lagen auf dem Gras.
Die Samenkörner des Kaisers
(Autor und Herkunft unbekannt)

Es war einmal ein Kaiser im fernen Osten, der langsam alt wurde und der wusste, das es Zeit wurde, einen Nachfolger auszuwählen. Anstatt einen seiner Berater oder eines seiner eigenen Kinder zu wählen, beschloss er etwas anderes zu tun.

Er rief eines Tages alle jungen Leute in seinem Königreich zusammen und sagte zu ihnen:
„Es ist Zeit für mich geworden, zurückzutreten und einen neuen Kaiser auszuwählen. Ich habe beschlossen, einen von euch zu erwählen.“
Die jungen Leute waren schockiert! Aber der Kaiser fuhr fort:
„Ich werde heute jedem von euch ein Samenkorn geben. Ein Samenkorn! Es ist ein ganz besonderes Samenkorn. Ich möchte, dass ihr nach Hause geht, den Samen einpflanzt, ihn wässert und heute in einem Jahr mit dem, was aus eurem Korn gewachsen ist, wiederkommt. Ich werde die Pflanzen beurteilen, die ihr mir bringen werden und denjenigen, den ich dann auswählen werde, wird der nächste Herrscher dieses Königreiches.“

Es gab einen Jungen namens Ling, der an diesem Tag auch dort war und, wie die anderen, ein Samenkorn erhalten hatte. Er ging nach Hause und erzählte seiner Mutter genau die ganze Geschichte. Sie half ihm, einen Blumentopf und gute Erde zu finden und er pflanzte den Samen ein und wässerte ihn vorsichtig. Jeden Tag gab er ihm Wasser und beobachtete ihn, um zu sehen wie er wohl gewachsen war.

Nach etwa drei Wochen begannen einige der anderen Jugendlichen über ihre Samenkörner und die Pflanzen, die daraus wuchsen zu erzählen. Ling ging nach Hause und überprüfte seinen Samen, aber nichts wuchs jemals daraus. Drei Wochen, vier Wochen, fünf Wochen gingen ins Land. Immer noch nichts!

Nun sprachen auch andere über ihre Pflanzen, aber Ling hatte keine Pflanze und er fühlte sich als Verlierer. Sechs Monate gingen vorüber, noch immer nichts in Lings Topf. Er wusste nun, dass er sein Samenkorn zerstört hatte. Jeder andere hatte Bäumchen und große Pflanzen, aber er hatte nichts! Ling sagt aber nichts zu seinen Freunden. Er wartete einfach weiter darauf, dass sein Samenkorn wachsen würde.

Das Jahr ging schließlich vorüber und alle Jugendlichen der Königreiches brachten ihre Pflanzen zum Kaiser um ist begutachten zu lassen. Ling sagte zu seiner Mutter, dass er nicht gehen mit einem leeren Topf gehen würde.
Aber sie ermutigte ihn zu gehen und seinen Topf mit zu nehmen und ehrlich zu sein mit dem , was passiert war. Ling bekam Bauchweh, aber er wusste, dass seine Mutter recht hatte. So nahm er seinen leeren Topf und ging zum Palast.
Als Ling ankam, war er erstaunt über die Vielfältigkeit  der Pflanzen, die gewachsen waren bei all den anderen jungen Leuten. Sie waren wunderschön, in allen Formen und Größen. Ling stellte seinen leeren Blumentopf auf den Boden und viele der anderen Jugendlichen lachten ihn aus. Einige bemitleideten ihn und sagten: „Es war ein netter Versuch...!“

Als der Kaiser ankam, warf er einen Blick über den Raum und begrüßte die jungen Leute. Ling versuchte, sich im Hintergrund zu verstecken.

„Wow,  was für großartige Pflanzen, Bäume und Blumen ihr gezogen habt,“ sagte der Kaiser. „Heute wird einer von euch zum neuen Kaiser ernannt werden!“.

Plötzlich erblickte der Kaiser Ling mit seinem leeren Topf am anderen Ende des Raumes. Er befahl seinen Wachen, ihn zu ihm nach vorne zu bringen. Ling hatte große Angst.
„Der Kaiser weiß, dass ich ein Verlierer bin. Vielleicht wird er mich umbringen?!“
Als Ling nach vorne kam, fragte ihn der Kaiser nach seinem Namen. „Ich heiße Ling,“ antwortete Ling. Alle  Jugendlichen lachten und machten sich lustig über ihn. Der Kaiser gebot ihnen ruhig zu sein. Er blicke auf Ling und verkündete dann der Menge: „Seht euren neuen Kaiser! Sein Name ist Ling!“ Ling konnte es kaum glauben. Ling hatte nicht mal sein Samenkorn zum wachsen gebracht. Wie konnte da er der neue Kaiser sein?

Dann sagte der Kaiser: „Heute vor einem Jahr gab ich jedem von euch hier ein Samenkorn. Ich sagte euch, ihr solltet es nehmen, einpflanzen und gießen und es heute wieder zu mir zurückbringen. Aber -  ich gab euch allen abgekochte Samen, die niemals wachsen würden. Alle von euch, bis auf Ling, haben mir Bäume  und Pflanzen und Blumen gebracht. Als ihr herausgefunden hattet, dass der Samen nicht wachsen würde, habt ihr ihn durch einen anderen ersetzt. Ling war der einzige, der mit Mut und Ehrlichkeit mir den Topf mit meinem Samenkorn wiederbrachte. Daher ist er der Eine, der der neue Kaiser sein wird!“

Kreatives

Samen
Welcher der beiden Buben wir König? Male ihm eine Krone!
Krone
Verziere die Krone

Lieder

Veredelt eure Zunge durch Wahrhaftigkeit
Veredelt eure Zunge durch Wahrhaftigkeit (O Menschen!)
Und ziert eure Seele mit dem Schmuck der Ehrlichkeit
Und ziert eure Seele mit dem Schmuck der Ehrlichkeit
Wie sieht Ehrlichkeit aus, wenn ...
•    du unbeabsichtigt eines von Mutters guten Stücken zerbrochen hast und Angst hast, daß sie böse auf dich wird?
•    du merkst, wie du mit deinen sportlichen Leistungen übertreibst, um deine Freunde zu beeindrucken?
•    du jemandem in deiner Wut etwas Schlimmes gesagt hast und dir dann einredest, er hätte das verdient?
•    du eine wichtige Hausaufgabe nicht gemacht hast und dein Lehrer dich danach fragt?
•    deine Freunde dich überreden wollen, in einem Laden ein paar Bonbons zu stehlen?
Vorsatz:
Ich bin ehrlich. Ich suche die Wahrheit selbst. Ich brauche niemanden zu beeindrucken und auch nicht zu übertreiben. Ich sehe der Wahrheit ins Auge. Man kann sich darauf verlassen, daß ich die Wahrheit sage.

Buchtips

  • Vertiefung: Weitere Schriften zum Thema: Ehrlichkeit/Wahrhaftigkeit

    Aber wir und die Freunde Gottes sollten unter keinen Umständen nachlassen in unserem Bemühen, loyal, aufrichtig und wohlwollend zu sein. Wir sollten allezeit unsere Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit zeigen. Mehr noch: Wir müssen unerschütterlich bleiben in unserer Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit und uns damit befassen, Gebete zum Wohle aller darzubringen.


    Verkehrt darum, o meine liebenden Freunde, mit allen Völkern, Geschlechtern und Religionen der Welt in höchster Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Treue, Güte, voll Wohlwollen und Freundlichkeit, damit die ganze Welt des Seins vom heiligen Entzücken der Gnade Bahá'u'lláhs erfüllt werde, damit Unwissenheit, Feindschaft, Haß und Groll aus der Welt verschwinden und die Finsternis der Entfremdung zwischen den Völkern und Geschlechtern der Welt dem Lichte der Einheit weiche. Sind andere Völker und Nationen euch gegenüber treulos, so erweist ihnen Treue; sind sie ungerecht gegen euch, so erweist ihnen Gerechtigkeit; halten sie sich von euch fern, so zieht sie zu euch hin; zeigen sie sich feindselig, so seid freundlich zu ihnen; vergiften sie euch das Leben, so versüßt ihnen die Seele; verletzen sie euch, so seid ein Balsam für ihre Wunden. Das sind die Tugenden der Aufrichtigen! Das sind die Tugenden der Wahrhaftigen!


    Veredelt eure Zunge durch Wahrhaftigkeit, o Menschen und ziert eure Seele mit dem Schmuck der Ehrlichkeit. Hütet euch, o Menschen, daß ihr nicht gegen jemanden falsch seid. Seid Gottes Treuhänder unter Seinen Geschöpfen und die Wahrzeichen Seiner Großmut unter Seinem Volke. Wer seinen Gelüsten und verderbten Neigungen folgt, geht in die Irre und vergeudet seine Mühe. Er gehört wahrlich zu den Verlorenen. 


    Heutzutage werden Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit in den Klauen der Falschheit übel zugerichtet, und Gerechtigkeit wird von der Geißel der Ungerechtigkeit gepeinigt. Der Rauch der Verderbtheit hat die ganze Welt so umhüllt, daß man in allen Himmelsrichtungen nur noch Soldatenheere sehen kann und nichts anderes mehr hört als Schwertgeklirr. Wir flehen zu Gott, dem Wahren, Er möge die Träger Seiner Macht in dem stärken, was die Welt wieder gesunden läßt und den Völkern Ruhe bringt.


    Wahrhaftigkeit«, bestätigt Er, »ist die Grundlage aller menschlichen Tugenden. Ohne Wahrhaftigkeit sind Fortschritt und Erfolg für jede Seele in allen Welten Gottes ausgeschlossen. Wenn der Mensch diese heilige Eigenschaft erlangt hat, wird er auch alle anderen himmlischen Wesensarten gewinnen.


    Die Gefährten Gottes«, so hat Bahá’u’lláh selbst erklärt, »sind an diesem Tag der Sauerteig, der die Völker der Welt voll durchdringen muß. Sie müssen solche Vertrauenswürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Ausdauer, solche Taten und einen solchen Charakter zeigen, daß die ganze Menschheit aus ihrem Beispiel Nutzen ziehen kann.

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